Weihnachten in Moncalieri

Baden-Baden. In der Baden-Badener Partnerstadt Moncalieri ist Weihnachten, wie in ganz Italien, das Fest schlechthin. Marco Costamagna arbeitet im Rathaus der norditalienischen Partnerstadt und beschreibt die besondere Bedeutung der Festtage für die Italiener.

Geschenke unter dem Weihnachtsbaum, Zeit mit der Familie bei einem guten Essen, dann Bingo spielen und vor allem die Mitternachtsmesse in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember. Das sind die unvermeidlichen Elemente der italienischen Weihnacht.

Die vorweihnachtliche Stimmung beginnt bereits an „Mariä Empfängnis“ am 8. Dezember, in Italien ein gleichzeitig religiöser und bürgerlicher Feiertag. Die Familien sind zu Hause versammelt und widmen sich dem Aufbau der Weihnachtskrippe, dem Schmücken des Hauses und des Weihnachtsbaums. An den Zweigen hängen funkelnde Glaskugeln, bunte Girlanden, farbige Lichterreihen zusammen mit den von den Kindern in der Schule geschaffenen Salzteigdekorationen. Es wird erzählt, dass die Weihnachtsbaumtradition im späten neunzehnten Jahrhundert im Quirinalspalast in Rom ihren Anfang nahm, eingeführt von Königin Margherita von Savoyen, mit der, das hat mit Weihnachten nichts zu tun, auch der Name der berühmten Pizza Margherita verbunden ist.

In den Tagen zu Weihnachten werden die nach und nach von Verwandten, Freunden und Kollegen stammenden Geschenkpakete unter ihn gestellt und am Morgen des 25. Dezember geöffnet. Selbst der am meisten von den Kindern erwartete Gast, der Weihnachtsmann, der sich in der magischsten Nacht des Jahres in die Häuser schleicht, platziert dort seine Geschenke. Die beim Weihnachtsmann per Brief in Auftrag gegebenen Geschenke sind die wichtigsten. Der Baum bleibt während der ganzen Festzeit bis zum 6. Januar stehen. Dann wird er traditionell abgeschmückt.

Es gibt zwei weihnachtliche Höhepunkte in Italien: das Abendessen an Heiligabend und das Mittagessen am 1. Weihnachtsfeiertag. Dabei gibt es regionale Unterschiede: in Süditalien ist das Heiligabendtreffen am wichtigsten, während im Norden der Schwerpunkt eher auf dem Weihnachtsessen liegt. Je nach Region mangelt es nicht an besonders saftigen Fisch- oder Fleischgerichten. Die Liste ist lang: Polenta mit Kabeljau, Kartoffelpüree und Cotechino (Bockwurst), Agnolotti (gefüllte Teigtaschen), Canederli (Klöße), Polenta und Carbonada (in Wein gekochter Rindfleischeintopf), Tortellini oder Passatelli, Spaghetti mit Muscheln, der Timballo (ein Flan mit Crepes, gefüllt mit Hackfleisch, Erbsen, Reis). Als Nachtisch hat man die Wahl, zwischen getrockneten Früchten und Weihnachtsdesserts wie Panettone, Pandoro (beides Sauerteiggebäcke sehr nah zum deutschen Stollen), Torrone (eine Süssigkeit aus Eiweiß, Honig und Zucker, oft gefüllt mit Mandeln und Haselnüssen).

Am Heiligabend öffnen die Kirchen ihre Türen, alle Glocken läuten und laden die Gläubigen zur Mitternachtsmesse. Dazugehören das Anzünden der Altarkerze als Symbol des durch die Geburt Jesu zur Welt gebrachten Lichts und die in Prozession getragene Statue des Jesuskindes, das in der Kirche in die Krippe gelegt wird. In der meist überfüllten Kirche singen die Gläubigen die traditionellen Weihnachtslieder. Und am Ende des Gottesdienstes folgt der Empfang vor der Kirche mit heißer Schokolade und Glühwein.

Dieses Jahr sind einigen Emotionen Grenzen gesetzt. Dafür sorgen die von der italienischen Regierung erlassenen Corona-Maßnahmen. Die für Dezember bestätigte Ausgangssperre, die jeden Tag von 22 bis 5 Uhr gilt, wird die Pfarrer veranlassen, den Beginn der Heiligabendmesse nicht später als 20 Uhr planen. Insgesamt also etwas weniger Magie. Aber das aus guten Gründen, denn es gilt die allgemeine Gesundheit zu schützen, letztlich auch mit der Empfehlung, die Weihnachtstische so weit wie möglich auf zusammenlebende Familienmitglieder zu beschränken, und dem Verbot, den ganzen Tag des 25. Dezember für die sonst üblichen Verwandtenbesuche von einem Ort in den anderen zu fahren.

Ganz wichtig ist Marco Costamagna: „Das Ganze geschieht mit einem hoffnungsvollen Blick aufs Licht, das an Heiligabend aufleuchten wird, und dazu betend, dass die schwierigen Corona-Bedingungen bald Schritt für Schritt überwunden werden und wir uns so schnell wie möglich zum Umarmen, Feiern, Händehalten und Lächeln ohne Ängste wieder miteinander unterhalten können, wie es letzte Weihnachten bei uns allen noch üblich war.“